DAS JAHRESRAD

- mach es dir leichter - reise bewusst durch die Jahreszeiten!

YULE - "jolly" zur Wintersonnenwende zwischen dem 19. und 23. Dezember

   Bild von Lola Maria - aguirremaria@telefonica.net

 

 

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Habt Ihr Euch schonmal gefragt, warum der Winter erst offiziell erklärt wird, wenn eigentlich die Tage schon wieder länger werden?

Genau, es ist nämlich wirklich so! Nur bis zur Wintersonnenwende, die je nach Jahr zwischen dem 19. und 23. Dezember stattfindet, werden die Tage kürzer. Genau deshalb haben unsere keltischen und germanischen Vorfahren in Europa die Wintersonnenwende groß gefeiert, denn es ist die Hoffnung und gleichzeitig Vorfreude - mitten in der kalten Jahreszeit, wenn die Lebensmittelvorräte abnahmen - dass auch der harte Winter mit den zunehmenden Tagen ein Ende haben würde.

Ab dem 1. November, genannt Samhain, wird es merklich dunkler, die Nächte werden lang. Das Konzept von Tod und Geburt wirkt auf die Psyche des Menschen, auch wir spüren unsere eigene Endlichkeit. So war für unsere keltischen und germanischen Vorfahren Samhain der Beginn des Winters und des neuen Jahres, in dem Stille und Rückzug begann.

Dann, zur Wende der Sonne, wurde schließlich die längste Nacht des Jahres durchwacht, und wenn die Sonne aufging, empfingen die Menschen den ersten Sonnenstrahl über die Klingen ihrer Schwerter als Zeichen der Geburt der Sonne, des Sonnenkindes. So wurde der Wintersonnenwende eine tiefe religiöse Bedeutung beigemessen, denn es war der Tag des Triumphes des Lichtes über die Dunkelheit. Auch wenn noch eine lange dunkle Zeit folgen würde bis zum Fest des Lichts am 1. Februar, Imbolc, Tag für Tag würde es wieder in Richtung Ende des Winters vorangehen.

So schreitet das Jahresrad spürbar voran, und markiert den Rhythmus des Jahres mit seinen astronomischen Manifestationen, doch auch die Natur und die Erde an sich, zeigt uns ihre Veränderung, und mit ihr, wir selbst, sowie unsere Psyche. Damit diese nicht vergisst, dass sich das Rad des Jahres dreht, und jede schwere Zeit vorübergeht, holte man sich das Grün, Farbe der Hoffnung, ins Haus, in Form von Stechpalmen, Efeu und Tannenzweigen, die in der unwirtlichsten Zeit des Jahres gedeihen. Rote Beeren erinnern an den Frühling, sowie Tannenzapfen als phallische Symbole an seine Fruchtbarkeitsfeste, in denen durch die heilige Vereinigung in Freude Gott und Göttin in männlicher und weiblicher Energie geehrt wurde. Dieses Jahr werdet Ihr vielleicht mit diesem Wissen schmunzeln, wenn ihr Tannenzapfen golden bemalt und rote Kugeln an den Weihnachtsbaum hängt! Genau das ist nämlich die heidnische Idee des Weihnachtsbaumes: sich daran erinnern, dass die Erde in all ihrer Fruchtbarkeit neu erblühen wird, mit all den Wesen, die auf ihr leben. Sexualität ist heilige Lebendigkeit, und alle Handlungen der Liebe und Freude sind in den Augen der Heiden göttlich. So ist der weihnachtliche Hirsch (oft golden) ein Symbol für den Gott, der mit seiner majestätischen Krone mit der Energie des Himmels und der Sonne verbunden ist; und die weihnachtliche Farbe Rot, die an die weibliche Fruchtbarkeit, das Blut der Menstruation erinnert, ohne die es kein Leben und Lebendigkeit geben kann.

Leider wurde nun die Welt der alten heidnischen Bräuche und Rituale nicht niedergeschrieben, erst die Römer dokumentierten sie, natürlich aus ihrer Sicht. Doch auch ohne Niederschrift wurden selbst noch in der nachrömischen Zeit die Winterfeste von den germanischen und skandinavischen Stämmen weitergefeiert, zweifellos um mit Zuversicht durch den langen eisigen Winter zu kommen. Zu Ehren der heidnischen Gottheiten wurden die Wintersonnenwende, Yule, hoch gefeiert mit Bardengesängen, Speis und Trank, und an Freude sollte es nicht fehlen. Der Name Yul kommt von jolly – freudig. So wurde auch ein Holzscheit, der Yulscheit verbrannt, als Symbol der Sonne, die im kleinen Feuer auf der Erde lebt und Wärme bringt, um den kalten Winter zu überstehen. So wurde die geschmückte Tanne zum Lebensbaum und zur Hoffnung. Doch bevor sie erst zu viktorianischen Zeiten wieder zurück in die weihnachtlichen Stuben durfte, wurden die heidnischen Bräuche jahrhundertelang durch die Kirche verbannt. Puritanische Geistliche gingen ab dem 15. Jahrhundert streng gegen sie vor, und so wurden mehrere hunderte Jahre keiner der heidnischen Weihnachtsbräuche ohne der bekannten Verfolgung der nicht-Christen geduldet.

 

Traditionell sind die Tage nach der Wintersonnenwende eine Zeit des Innehaltens um Ruhe zu finden und in sich zu gehen. Es beginnen die Tage „zwischen den Jahren“, die Raunächte. Das alte Jahr ist noch nicht zu Ende, und das Neue hat noch nicht angefangen. In der keltisch-germanischen Tradition sind die Raunächte nach der Wintersonnenwende, und sie enden 2x7 Tage später. Es ist die beste Zeit der Selbstreflexion. So kann man sich in der noch-dunklen Zeit vornehmen, jeden Tag etwas an sich zu arbeiten, sei es mit dem Buch der Schatten, Meditation, künstlerisch-kreatives Wirken, oder spirituelles arbeiten wie Orakel, Ritual oder räuchern. So können wir uns bewusstwerden, was wir endgültig mit dem vergangenen Jahr abschließen müssen, und uns öffnen für das, was sich vielleicht schon ankündigt, was begonnen werden will.

 

So gehen wir nun, zwischen Samhain und Yule, dem Ende der dunklen Zeit entgegen.

Noch können wir die Dunkelheit nutzen stillzuhalten und nach innen zu schauen. Was möchte ich in der Vergangenheit belassen? Was wiegt so schwer, dass es eine Hürde bildet, die mich nicht weiterkommen lässt? Schreibe es auf.

Nimm am Abend der Wintersonnenwende ein heißes Salzbad und lass hineinfließen, was du dir aufgeschrieben hast. Spüre wie das Salz und das Wasser es transformiert und erneuert. Steige aus der Badewanne, öle dich ein, kleide dich in frische Kleider die du besonders gerne magst, vielleicht in den Farben der Sonne, der Fruchtbarkeit und der Hoffnung. Erschaffe dein eigenes Ritual, wie du die Sonne willkommen heißen möchtest. Wie du mit fruchtbaren Gedanken und Handlungen das Leben ehren willst, das durch deine eigene Schaffenskraft neu geboren wird. Wie du in Hoffnung und voller festem Glauben voranschreiten willst, dem Neuen entgegen, mit Offenheit, Freundlichkeit und Zuversicht. Es liegt in deinen Händen, und nur in deinen! Jede Veränderung beginnt bei einem selbst, nicht mit dem Blick nach außen, noch mit Klage oder Anklage. Mache den ersten Schritt bewusst, nachdem sich die Sonne gewendet hat, im Vertrauen, dass nach jedem noch so harten Winter, das Licht wieder zurückkehrt, so lehrt es die Erde persönlich!

Durch die Dunkelheit mit Freundlichkeit und Mut!

Eure Kamala